Hallo, schön, dass ihr bei der Hängemattenperspektive dabei
seid, eingeschaltet habt, neugierig seid, worüber ich heute
erzählen werde, was ich heute erzählen werde.
Das wird jetzt wahrscheinlich die erste Folge werden,
nach meiner Sommerpause, sozusagen, ein bisschen Ferien gemacht,
ein bisschen einfach mal abgeschaltet und einfach mal
gar nichts gemacht.
Gar nichts, also gar nichts ist nicht richtig,
auch mit meiner Familie im Urlaub, mal ein
bisschen einen Ortswechsel vollzogen, mit der deutschen Bahn
an die Ostsee begeben und da auch einfach
mal Wellen genossen, das Wasser ist einfach mal
eine total andere Landschaft, ja auch ist, als
das, was ich gewöhnt bin.
Und es war auch irgendwie schön, hab wieder
gemerkt dabei.
Ja, Meer ist ganz hübsch, Meer ist
auch schön, aber ich bin nicht ganz so
der Meermensch, das Meer macht mir manchmal ein
bisschen Angst.
Warum macht mir das Meer Angst?
Es ist so weit und offen, es ist
auf der einen Seite sehr schön, es ist
ein schönes Gefühl, einfach mal so keine Grenzen
zu haben, auch ohne Grenzen mal denken zu
können, aber auf der anderen Seite fehlt mir
da auch dann der Halt und das wird
dann eben so einfach auch verstärkt, durch das
Gefühl, eigentlich bin ich gegen die, die gezeiten,
bin ich total machtlos, ich kann dagegen nie
einschwimmen.
Und das reißt mich mit und das macht
mich handlungsunfähig.
Ja, ich bin nicht so der Meermensch, ich
bin auch nicht so der Hitzemensch, deshalb habe
ich da auch nicht so gerne einfach nur
irgendwie in der Sonne brate.
Aber Orts- und Räumlichkeitswechsel soll man immer
mal vollziehen, sag ich ja immer, auch mal
in der Nacht in den Wald gehen oder
am frühen Morgen oder Abend zum Sonnenuntergang.
Kann man alles mal machen, sollte man alles
ausprobieren, wunderschöne Erlebnisse, garantiert.
Heute bin ich tatsächlich auch unterwegs, ich mache
noch einen kleinen Ausflug in meine alte Heimat,
nach Brandenburg und da die Anschlüsse von den
Regionalzügen an den Fernverkehr ein bisschen zeitintensiv sind,
habe ich die Chance genutzt, ich bin alleine
unterwegs und habe einfach gesagt, ich nehme mir
einfach mal die Zeit und ich laufe einfach
mal, weil es ist ja vom nächsten Fernverkehrsbahnhof
bis zu meinen Eltern nach Hause, also es
sind 10 Kilometer ungefähr und es ist durchgängig
Wald und es ist eigentlich der Wald, in
dem ich aufgewachsen bin und von dem ich
in letzter Zeit immer so das Gefühl hatte,
hier ist gar nicht mehr wie der aussieht,
was ist denn das eigentlich für ein Wald,
wie fühlt der sich an, wie ist der
aufgebaut?
Und dachte ich mir, die Chance nehme ich
einfach mal wahr und laufe jetzt hier gerade
durch diesen Wald, das Aufnahmegerät hatte ich dabei,
dann dachte ich, Mensch, ich mache einfach mal
ein bisschen eine Aufzeichnung, weil der Wald aktiviert
nicht nur Erinnerungen bei mir, das Rauschen des
Windes in den Kiefernkronen, sondern der Wald ist
ja auch ein bisschen anders, vom Ökosystem, von
der Artenvielfalt ist er ja auch doch anders
als mein Wald, in Anführungszeichen, den ich jetzt
gerade in Sachsen zu Hause habe.
Ja, worin unterscheidet er sich denn zu der
Wald?
Also ich muss tatsächlich sagen, es ist gerade
krass, wie viele Blaubeeren es hier gibt.
Also Blaubeeren haben wir bei uns auch, in
unserem Päuschenwald, wo ich viel unterwegs bin, haben
wir auch Blaubeeren, aber nicht in der Masse
wie hier, also ich warte hier gerade durch
ein Meer von Blaubeerbüschen, die auch ziemlich voll
hängen, aber ich habe mich vorhin schon vollgeschlagen.
Und hier gibt es auch Preiselbeeren, das sind
die Roten, also die sehen so von den
Blättern recht ähnlich aus wie die Blaubeeren, die
haben so ein bisschen kleinere Blätter, so ein
bisschen glänzendere Blätter, die gibt es hier auch,
hier ist ja der Boden viel sandiger, ist
eher sandiger Boden, während wir jetzt da bei
mir um die Ecke eigentlich eher so nehmigen
Boden haben, schweren Boden, haben wir hier halt
sehr leichter sandiger Boden.
Und das ist halt ganz schön krass, wie
unterschiedlich der Boden hier einfach auch ist.
Also ich warte hier durch Preiselbeeren, Blaubeeren und
Moos, die zwischen großen Kiefern einbeständen.
Und das ist das, was mich gerade sehr
nachdenklich stimmt, was mich tatsächlich auch so ein
bisschen triggert.
Dass ich hier merke, wie, wenn ich jetzt
bei uns in der Dresdner Gegend einfach mal
gucke und mal schaue, die Dresdner Heide oder
der Päusenwald bei mir hinten, ein Stückchen weiter
raus, die Pölsweider Heide auch, das sind auch
ganz viele Monokulturen, aber da ist gefühlt, ist
da der Waldumbau schon deutlich fortgeschrittener, ist die
Vielfalt im Wald schon deutlich größer.
Hier habe ich jetzt wirklich, wenn ich jetzt
hier gerade wo ich stehe, eine riesengroße Fläche
und Kiefern, Kiefern, Kiefern, Kiefern.
Ein paar Birken dazwischen, ein paar Pappeln.
Zugegeben, ich bin vorhin auch schon einem Stückchen
vorbeigelaufen, wo auch ein paar Buchen und Eichen
drin waren.
Aber hier eigentlich, an großen Bäumen eigentlich nur
Kiefern und Birken.
Und was unten aufwächst, die nachwachsenden Bäume, die
jetzt hier halt nicht gepflanzt sind auch, sondern
die einfach jetzt auch aufgehen, das sind dann
halt vorwiegend Kiefern.
Und in so einem Kiefern-Monowald, da wächst
am Boden auch nicht viel anderes.
Das ist durchaus ähnlich wie in einem Buchenwald,
da wächst auch nicht viel anderes unten.
Aber hier haben wir halt Moos, großflächig und
wie eben beschrieben, so kleine Krautsachen wie Heidelbeeren
und Preiselbeeren.
Ja, das ist erstmal so, dass das Vegetative,
was man hier auch wahrnimmt, und es geht
dem Wald nicht gut.
Das merkt man einfach auch, es gibt halt
auch sehr viele tote Bäume.
Und wenn ich mir jetzt einfach vorstelle, das
würde hier alles umfallen, hier wächst nichts mehr
nach.
Der Boden trocknet so schon wahrscheinlich schnell aus.
Moos ist jetzt gerade super feucht, das läuft
sich gerade total schön.
Weil es geregnet hat die letzten Tage, ist
ja so ein bisschen verregneter Juli.
Ja, dadurch ist es halt so feucht, nass
fühlt sich das an, aber das geht halt
nicht wirklich in die Tiefe.
Das sickert dann auch durch, das wird sofort
weggesoffen.
Und das merkt man einfach auch, also gerade
jetzt, Birken sind stellenweise vielleicht schon wieder abgestorben,
weil die einfach nie genug Wasser kriegen.
Die brauchen gerade im Wachstum super viel Wasser
und das kriegen sie einfach nicht.
Sandiger Boden, trocken.
Und das erinnert mich so ein bisschen an,
ich weiß nicht, ob es ironisch war oder
zynisch war, so ein Spruch von einem Förderer,
der immer gesagt hat, ach, ist alles egal,
wir sind doch eh Versteppungsgebiet.
Keine Ahnung, was er mit Versteppungsgebiet gemeint hat,
zumindest damals war mir das irgendwie ziemlich scheißegal.
Jetzt kann ich mir das einfach verdammt gut
vorstellen.
Einfach von der Perspektive her, was es hier
ökosystemtechnisch bedeutet, was hier eigentlich für eine Arbeit
stattfinden müsste, um dieses Ökosystem wieder in Wald
zu verwandeln, der sich hier auch halten kann.
Das stimmt mich jetzt mal sehr nachdenklich und
erinnert mich gleichzeitig daran, wenn ich an meinen
Wald zu Hause denke, wie unterschiedlich die Wälder
einfach auch sein können.
Trotzdem sehe ich auch in dem Wald hier,
der gibt nicht auf, der macht weiter, der
produziert weiter Samen, da wachsen wieder neue Bäume,
da versuchen sich an der einen oder anderen
Stelle dann doch mal eine Eiche Fuß zu
fassen und hoch zu wachsen.
Ob das Licht hat genug, ob sie am
Ende dann genug Nährstoffe findet, andere Frage, ob
sie wirklich Fuß fassen kann, wird sich zeigen.
Ich schlafe gerade wieder eine Eiche vorbei, da
ist noch eine Eiche, noch eine Eiche, die
sind hier wahrscheinlich, die Vögel haben hier irgendwie
die Eichen eingeschleppt von ein bisschen weiter her.
Vielleicht haben auch die Menschen die Eichen eingeschleppt,
kann auch sein.
Aber der Wald hier ist auch anders gegenüber
den Wäldern, die ich jetzt aus Dresden gewöhnt
bin, insofern, dass der Wald sich hier sehr
weit anfühlt.
Was mit Sicherheit auch daran liegt, dass man
in so einem Kiefernwald sehr weit schauen kann,
weil es oftmals große Areale gibt, in denen
kaum Aufwuchs da ist oder nur sehr kleiner
Aufwuchs da ist.
Ich bin ja, ich laufe ja hier rum,
stehe jetzt an der Stelle in die eine
Richtung und gucke, da stehen so drei Meter
hohe Jungbäume, Kiefern, und in die andere Richtung,
also da kann ich jetzt vielleicht irgendwie 50
Meter gucken und in die andere Richtung kann
ich bestimmt, wenn ich will, 300, 400, wenn
nicht sogar 500 Meter oder weiter gucken, ohne
dass ich irgendein Gebäude sehe, irgendeinen Jungbaum sehe,
da ist nichts weiter.
Und das gibt dem Wald hier eine, wie
ich finde, unglaubliche Weite und das gibt mir
ein ganz großes Gefühl von Einsamkeit.
Eine Einsamkeit, die ich gerade eben total genieße,
vielleicht aber auch ein bisschen ausblende, indem ich
einen Podcast aufzeichne, aber grundsätzlich so ein Gefühl
und das macht für mich jetzt dieses Naturerlebnis
nochmal zu einem anderen Erlebnis.
Und das fügt gerade meinem Leben und meinem
Empfinden nochmal wieder eine neue Komponente hinzu oder
wie gesagt, weckt hier auch wieder eine Komponente
auf.
Einerseits weiß ich halt, es ist halt hier
kein natürlicher Wald, es ist ein Wald, der
vom Menschen geschaffen wurde, es ist ein Wald,
der untypisch artenarm ist, wie ich finde.
Klar, man findet auch hier Heidekräuter, das sehe
ich hier noch, ich sehe ab und zu
mal eine Esche noch dazwischen, aber trotzdem ist
er so insgesamt relativ artenarm.
Und das ist eigentlich spannend.
Und das verstärkt für mich gerade auch noch
dieses Gefühl der Einsamkeit, diese Monotonie.
Und das ist in einem totalen Kontrast eigentlich
zu unserer hetzenden Gesellschaft wieder.
Ja, also hier ist es abgeschieden, es ist
einsam, es ist unglaublich weit.
Das ist was, was ich bei uns und
in Dresden durchaus vermisse.
Das ist mir tatsächlich auch im Urlaub an
der Küste aufgefallen, bin durch den Wald gelaufen.
Ich war da bestimmt vier Stunden im Wald
unterwegs und es hat zwei Stunden, drei Stunden
gedauert, bis ich überhaupt irgendjemanden getroffen habe und
das war dann auch an der Küste hier.
Gut, Menschen fahren ja auch an die Küste,
um Strand zu sehen und nicht durch den
Wald zu jobbeln.
Von daher möchte ich niemandem einen Vorwurf machen.
Ist ja auch schön, aber trotzdem, da war
auch so dieses Gefühl von Einsamkeit und weit,
aber hier ist es noch mal krass mehr.
Also wer mal wirklich abschalten will und mal
nicht weit fahren will von Dresden aus, ich
glaube, ich kann das hier sehr empfehlen.
Wenn man sich mental damit arrangieren kann, schon,
oder sich allgemein damit arrangieren kann, dass es
halt eine Monokultur ist und keine Wildnis in
dem Sinne, einfach mal dieses Gefühl von, hier
ist ein ganzes Stück weit, keiner mehr haben
will, einfach mal in den Zug setzen.
Ich bin jetzt bis Doberlochkirche eingefahren und bin
dann einfach in den Wald gelaufen.
Also ich kann das nur jedem empfehlen, wer
das mal gerne möchte, mal so ein Gefühl
von Weite und Einsamkeit spüren.
Ich glaube, da ist man hier ganz gut
aufgehoben.
Ja, aber wie gesagt, es sind ein paar
verstärkende Faktoren.
Monokultur ist das Wissen darum, dass hier wirklich
mal tausend Meter in jeder Richtung keine größere
Straße ist, keine größere Ansiedlung ist.
Und vielleicht auch noch, ich bin durch so
eine Art Lost Place durchgelaufen, eine alte Ziegelfabrik
mit vielen in sich zusammenfallenden Backsteingebäuden, was einem
auch noch mal so einen dystopischen Kick gibt
von, okay, ich bin jetzt einfach mal raus,
ich bin einfach mal weg.
Ich glaube, das soll es für heute einfach
auch gewesen sein, mal so ein bisschen so
eine kleine Erzählung von unterwegs einfach nur, um
dann wieder in den Podcast reinzustarten und in
den nächsten Episoden schaue ich dann mal wieder,
was mir auch thematisch in die Quere kommt.
Und was ich dann wieder erzähle, es geht
also wieder weiter, wir haben jetzt einfach mal
Pause gemacht gehabt.
Ich wünsche euch bis dahin eine gute Zeit
und wir hören uns demnächst wieder aus dem
Wald.
Und hier ist es unglaublich ruhig gerade.