Generation Krise?
Ep. 10

Generation Krise?

Episode description

In dieser Folge der Hängematten-Perspektive geht es um das Etikett „Generation Krise“ – und warum es dringend ein neues Narrativ braucht.

Ich erzähle von einem Graffiti an der Schule meiner Kinder, das mich tief berührt hat. Es steht sinnbildlich für den kollektiven Zustand unserer Zeit – und für ein Missverständnis: Die junge Generation ist nicht das Opfer der Krise, sie ist ihr Wendepunkt. Ich teile meine eigene Geschichte – als Kind der 80er, als jemand, der Krisen erlebt, verdrängt und nun wieder neu verstanden hat.

Zwischen Kaltem Krieg, Waldsterben, digitaler Karriere und der Rückkehr zur Natur erkenne ich: Die Lösung liegt nicht im Rückzug, sondern in der Rückverbindung – mit der Natur, mit der Verantwortung, mit dem Mut zur Veränderung.

Du erfährst, warum ich heute lieber achtsam durch den Wald gehe, statt Online-Shops zu entwickeln – und warum dieser Podcast für mich selbst und vielleicht auch für dich ein kleiner Kompass sein kann.

Wenn du dir eine ehrliche, ungeschönte Stimme aus der Natur wünschst, bist du hier richtig.

🎧 Jetzt reinhören, mitdenken und in Bewegung kommen.


Gab es einen Moment, der hängen geblieben ist – oder eine Frage, die nachhallt? Ich freue mich über deine Rückmeldung, egal ob lang oder kurz.

Du kannst mir schreiben:

💌 E-Mail an haengematte@hanjo-meinhardt.de
🐘 Mastodon: @waldcoach@dresden.network
💼 oder über LinkedIn

Ich lese mit – und ich antworte.

Vielleicht entsteht daraus ja ein kleiner Waldpfad von Gedanken.

Download transcript (.srt)
0:58

Hallo und herzlich Willkommen zur zehnten Folge meiner

1:05

Hingmattenperspektive.

1:09

Das ist die zehnte Folge und sowas wie

1:12

eine zehnte Folge ist irgendwie, weiß ich nicht,

1:15

ich glaube da muss man irgendwie so reflektieren

1:16

oder so, zehnte Folge, hundertste Folge, da soll

1:19

man mal so reflektieren und nachdenken vielleicht, warum

1:23

man diesen Podcast jetzt überhaupt macht, wie man

1:25

das ausrichten will.

1:27

Das war für mich eigentlich am Anfang nur

1:28

so ein kleines Experiment gewesen und ich wollte

1:35

einfach mal für mich wissen, macht mir das

1:37

Spaß, bringt mir das was, bringt das anderen

1:40

etwas.

1:42

Wenn ich den Statistiken trauen kann, dann scheint

1:46

es tatsächlich Menschen zu geben, die diesen Podcast

1:48

hören.

1:49

Das ist cool, das finde ich cool und

1:54

deshalb werde ich auf jeden Fall auch weitermachen,

1:58

weil der Podcast tatsächlich für mich auch ein

2:05

Weg geworden ist, um meinen Kopf so ein

2:08

bisschen frei zu machen und gleichzeitig meine

2:16

Themen oder mein Thema, was mich so umgibt,

2:24

voranzutreiben.

2:27

Ich glaube, ich würde diese Folge jetzt einfach

2:28

mal nutzen, um so ein bisschen was dazu

2:30

zu erzählen.

2:32

Ich habe letzte Woche an der Schule meiner

2:36

Kinder, da wird ein neues gesehen, da wird

2:39

ein Graffiti an die Wand gemacht, weil die

2:42

voll geschmiert worden war und die Schule hat

2:46

dann ein sehr cooles Projekt draus gemacht und

2:48

dann Graffiti an die Wand gebracht oder bringt

2:52

jetzt da ein professionelles Graffiti an die Wand.

2:59

Ein Teil davon ist schon fertig und der

3:02

ist beschrieben mit Generationenkrise.

3:09

Das hat mich irgendwie heute total getriggert, was

3:17

das eigentlich bedeutet, dieser Generationenkrise einer ganzen Generation

3:24

diese Krise überzuhelfen.

3:30

Punkt eins, ich finde nicht, dass das irgendwie

3:32

eine Generationsfrage ist, es ist keine Generation, die

3:36

in der Krise ist.

3:40

Und Punkt zwei, diese Krise, diese riesige Metakrise

3:48

und diese große Anzahl von Dingen, die uns

3:55

überfordern und die in unserer Welt gerade passieren,

3:58

das ist keine Anstrengung von nur einer Krise,

4:02

das ist nichts, was man aussitzen kann, es

4:04

ist etwas, was gelöst werden muss.

4:08

Und wenn es etwas gibt, wenn es einen

4:12

Namen für die aktuelle Generation von jungen Menschen

4:16

gibt, die jetzt in der Schule sind, die

4:18

jetzt vielleicht auch bald ins Arbeitsleben treten, dann

4:22

ist das nicht die Generationenkrise, dann ist das

4:26

die Generation, die diese Krise lösen wird, die

4:32

diese Krise wird lösen müssen.

4:36

Und wenn ich dabei jetzt wieder auf die

4:38

Generationen gucke, naja, die Babyboomer, die werden sie

4:42

nicht mehr lösen, die haben ihr Leben hinter

4:44

sich.

4:46

Die Gen X wird es auch nicht mehr

4:48

lösen.

4:51

Die Gen Y, da gehöre ich ja auch

4:54

dazu, sind glaube ich die Generation, die jetzt

5:01

unterstützen muss, die jetzt unterstützen kann, dass die

5:04

Generationen dieses Leben jetzt wirklich vor sich haben,

5:09

die mit diesen Krisen umgehen müssen, die diese

5:11

Krisen lösen werden, die können wir unterstützen als

5:15

Gen Y.

5:16

Und da sollten wir uns nicht darauf berufen,

5:22

dass das, was wir hatten, irgendwie toll und

5:25

gut und erstrebenswert ist, sondern wir sollten uns

5:29

ganz stark Gedanken machen und fragen, ja, was

5:34

ist denn eigentlich für so einen jungen Menschen

5:38

in der Gen Z oder auch in der

5:43

Gen Alpha, was ist wichtig für die?

5:48

Und was für eine Welt sollen die leben,

5:50

was für eine Welt wollen die leben?

5:53

Und da können wir, kann ich, etwas dafür

5:58

tun.

6:02

Und da führt mich irgendwie mein Weg auch

6:04

hin.

6:05

Ich bin Anfang der 80er Jahre geboren und

6:08

wenn ich jetzt mal spontan zurückdenke, als ich

6:13

so ein Kind war, die ersten zehn Jahre

6:15

habe ich irgendwie in Angst gelebt.

6:17

Also ich hatte unglaubliche Angst vor dem bösen

6:21

Kapitalismus.

6:22

Ich bin ja im Osten der DDR noch

6:25

die ersten Jahre aufgewachsen.

6:28

Das heißt, ich habe den Kalten Krieg miterlebt

6:30

und ich hatte permanent Angst vor Krieg.

6:35

Ich hatte permanent Angst vor Hungersnöten, die irgendwo

6:40

auf der Welt waren.

6:43

So in meiner Kindergartenaltersschulzeit, Schulanfangszeit, waren das so

6:50

die verhungerten Kinder in Nicaragua, deswegen denen ich

6:52

aufessen musste.

6:56

Und das waren die schlechten Noten in Betragen,

7:00

die man so kriegen konnte oder die einem

7:03

blühten, wenn man sich nicht konform verhalten hat.

7:07

Das war so meine frühe Kindheit.

7:10

Und dann kam die Wende und dann waren

7:13

zwar der Kalte Krieg und die Hungersnöte irgendwie

7:16

weg, aber dann kam das Waldsterben, dann kam

7:19

das Ozonloch, dann kamen Atomtests und ich war

7:27

genauso machtlos erst mal, wie ich das als

7:31

Kind gewesen war.

7:34

Und als Jugendlicher habe ich dann aber irgendwie

7:36

halt angefangen, Müll zu sammeln, Unterschriften gegen Atomtests

7:42

zu sammeln.

7:43

Ich wollte Mineralölkonzerne boykottieren, was man halt so

7:50

macht als junger Mensch, wenn man irgendwas machen

7:52

will, so aktionistisch einfach sein.

7:55

Und dann bin ich aber irgendwie erwachsen geworden

7:57

und da bin ich jetzt auch einfach mal

7:59

total ehrlich, ich bin erwachsen geworden, dazu sozialisiert

8:04

worden.

8:05

Ja, du gehst jetzt in die Schule und

8:07

dann studierst du und dann hast du einen

8:09

guten Job und dann geht die Welt immer

8:15

so weiter und alles wird immer besser.

8:19

Und das habe ich dann auch gemacht, bin

8:21

Softwareentwickler geworden und ich habe ganz viel E

8:25

-Commerce gemacht, so Online-Shops gebaut und waren

8:30

Wirtschaftssysteme und so ein Zeug.

8:35

Ich bin in der Zeit gerne, ja wirklich

8:37

gerne bin ich nie Auto gefahren, aber ich

8:39

bin viel Auto gefahren, Urlaub in Auto gefahren,

8:42

Urlaub im Flugzeug geflogen.

8:45

Zugfahren kam damals irgendwie für mich nicht in

8:50

die Tüte.

8:52

Dann habe ich aber auch irgendwann Kinder gekriegt,

8:54

das ist jetzt 14 Jahre her.

8:57

Und das hat irgendwie dann doch mein Leben

9:00

verändert, nicht nur auf der Mikroebene, so was

9:03

halt Familiendynamik angeht, sondern einfach auch im Großen,

9:08

weil irgendwie kamen jetzt mit den Kindern plötzlich

9:12

irgendwie ganz andere Krisen.

9:14

Das Waldsterben von damals, das ist eigentlich vergessen

9:17

gewesen, saure Regen ist ja weg und das

9:20

Ozondoch hat sich auch geschlossen und Atomtests auf

9:24

dem Ruhrrohr gibt es auch nicht mehr.

9:27

Und jetzt kommt das aber gerade alles wieder.

9:30

Ja, jetzt brennt die Welt wirklich.

9:32

Jetzt sterben jeden Tag wieder tausende Menschen im

9:36

Krieg und es ist überall zu hören und

9:38

überall zu spüren.

9:41

Wenn sich das Klima verändert, brauche ich gerade

9:44

schon keine Wissenschaft mehr dazu, das merke ich

9:47

einfach.

9:48

Es verändert sich und die Ökosysteme verändern sich,

9:52

die ganze Umwelt verändert sich.

9:59

Und es ist nicht mehr die beschauliche Welt,

10:02

in der ich und mein Shops bauen will.

10:05

Sorry, ist nicht mehr mein Ding, deshalb möchte

10:09

ich einfach jetzt auch irgendwie was anderes machen.

10:12

Und ich habe für mich gemerkt, es ist

10:15

mein Weg an der Stelle.

10:16

Geil, es springt gerade ein Reh.

10:18

Es ist so wunderbar.

10:21

Ein kleines, junges Reh hüpfte hier keine fünf

10:24

Meter vor mir an der Hängematte vorbei.

10:29

Sorry für diese Unterbrechung, aber es ist auch

10:31

die perfekte Überleitung von diesem ganzen Negativ-Tralala

10:35

und von der ganzen Krise einfach wieder ein

10:39

Stück zurückzukommen.

10:41

Weil es gibt eine Konstante, es gibt eine

10:42

zweite, es gibt eine Konstante in meinem Leben,

10:45

auch die sich irgendwie durchzieht und die immer

10:47

da ist.

10:49

Oh, das ist die Natur, das ist die

10:51

Umwelt, das ist das alles, was uns umgibt.

10:55

Zwitschernde Vögel, rauschende Blätter, Sonnenschein und Regen.

11:01

Rehe, die direkt an einem an der Hängematte

11:04

vorbei hüpfen, während man einen Podcast aufnimmt.

11:09

Die ist einfach da in der Natur.

11:13

Und die ist auch der Schlüssel zur Lösung

11:16

von allen Krisen, glaube ich.

11:21

Nicht in dem Sinne, dass sie Krieg beenden

11:24

wird, nicht in dem Sinne, dass sie den

11:30

Klimawandel beenden wird oder so.

11:32

Das wird sie nicht tun.

11:33

Sie wird das nicht für uns tun, aber

11:34

sie ist der Schlüssel dazu.

11:39

Und in die Natur zu gehen und sich

11:42

mit der Natur zu verbinden und die Natur

11:45

wieder bewusst wahrzunehmen, das verändert etwas in einem.

11:49

Das ist etwas, was mir in den letzten

11:50

Jahren passiert ist, was mit mir passiert ist.

11:58

Das ist eine Erkenntnis, die mir gekommen ist

11:59

in den letzten Jahren, wie wichtig das ist,

12:05

wie wichtig das für mich ist.

12:06

Und das ist auch der Grund, warum ich

12:10

regelmäßig in die Natur rausgehe, in die Natur

12:13

rausgehen muss, um nicht durchzudrehen, um mich nicht

12:19

von allem erdrücken zu lassen.

12:23

Das ist auch der Grund, warum ich diesen

12:24

Podcast mache, nämlich weil ich ein Medium brauche,

12:28

in dem ich einfach so wie ich bin,

12:32

so wie ich rede, so wie ich denke,

12:35

sein kann und das mit euch teilen kann.

12:38

Und ich bin super dankbar dafür, dass es

12:40

die Technologie gibt an der Stelle, das zu

12:43

machen.

12:45

Dass es Menschen gibt, die den Podcast vielleicht

12:47

auch hören und die vielleicht irgendwann auch mal

12:52

sich zurückmelden.

12:57

Mal schauen, ich würde mich super freuen.

13:02

Und das ist auch der Grund, warum ich

13:05

im Moment nach Wegen suche, auch über diesen

13:08

Podcast hinaus, einfach auch diese Naturauffahrung zu teilen.

13:13

Sei das eben in Form von Achtsamkeitsspaziergängen oder

13:20

in Form von Wanderungen, wo ich mit den

13:23

Menschen einfach über Natur, über Naturphänomene, über Naturschutz,

13:28

Umweltschutz, Klimaschutz reden kann, über Klimawandel reden kann,

13:35

den Menschen wieder zeigen kann, die Natur ist

13:37

da, ihr müsst nur hingehen, ihr müsst nur

13:40

zuhören.

13:45

Und das ist es, was mich im Moment

13:50

bewegt.

13:53

Und das ist es, worum es auch weiter

13:55

hier in dem Podcast gehen soll, um Themen

14:00

aus der Natur, über die Natur, Perspektiven aus

14:05

der Natur, Gedanken zum Umgang mit der Natur

14:12

und so weiter.

14:13

Das sind alles so Themen, die ich weiter

14:14

hier im Podcast behandeln will.

14:19

Aber ich möchte auch den Raum hier schaffen,

14:22

darüber zu reden, dass nicht alles schön ist.

14:26

Natur ist nicht nur ein Ort, in dem

14:29

man sich zurückzieht, um alles Blöde zu vergessen

14:34

und dann beschwingt wieder zurückzukommen.

14:38

Es ist keine Vergessenstroge, sondern es ist ein

14:42

Ort zum Runterkommen und zum Ideenfinden.

14:48

Ja, das war jetzt Folge 10.

14:51

Ich halte sie jetzt auch wieder kurz.

14:54

So soll es auch bleiben.

14:55

Die Folgen sollen nicht super lang werden.

15:05

In dem Sinne, ich danke euch fürs Zuhören.

15:12

Liebe Zuhörer, wenn ihr nicht nur Bots seid,

15:15

meldet euch einfach mal zurück.

15:16

Ich schreibe in die Show-Notes definitiv auch

15:18

mal Kontaktmöglichkeiten immer rein, wo ihr mich erreichen

15:24

könnt, wie ihr mich erreichen könnt.

15:28

Und wünsche euch gute Zeit.