Lauschen statt laufen - Achtsam wandern mit allen Sinnen
Ep. 05

Lauschen statt laufen - Achtsam wandern mit allen Sinnen

Episode description

In dieser Folge der Hängematten-Perspektive geht es um achtsames Gehen in der Natur – und wie anders sich ein Wald anfühlen kann, wenn wir wirklich ankommen.

Ich nehme dich mit auf einen Morgenspaziergang durch das frühlingshafte Grün bei Dresden. Ausgehend von einem Feedback einer Teilnehmerin spreche ich darüber, warum wir oft viel weniger von der Natur mitbekommen, als wir denken – und wie kleine Impulse helfen, die Sinne zu öffnen.

Wie immer ist die Folge ungeschnitten und direkt aus der Natur – mit Vogelstimmen, Wasserplätschern, Laubrascheln und der leichten Unruhe, die entsteht, wenn man gleichzeitig achtsam sein und einen Podcast aufnehmen will.

Du erfährst: 🌿 Warum Stille und gezielte Atemübungen als Schwelle zwischen Alltag und Natur wirken 🐾 Wie sich eine achtsame Wanderung strukturiert – ohne Ziel, aber mit Tiefe 🌬️ Welche Sinnesübungen du direkt beim nächsten Spaziergang ausprobieren kannst

Wenn du dir eine kleine Auszeit für den Kopf gönnen willst, bist du hier richtig.

🎧 Jetzt reinhören, zurücklehnen und auftanken.

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Ein wunderschönes Hallo, ich bin wieder der Hanjo,

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das ist die Hängematten-Perspektive und ihr werdet

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es kaum erraten, ich bin draußen.

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Es ist ein Morgenspaziergang, die Sonne scheint und

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für den 2.

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Mai ist es schon echt warm.

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Ich muss gerade an ein Feedback denken, das

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ich von einer Kursteilnehmerin eines Resilienzspaziergangs eine

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Resilienzwanderung bekommen habe und würde da gern kurz

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ein bisschen mit euch drüber reden und euch

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dann mit auf einen Spaziergang nehmen.

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Die Teilnehmerin hat für mich geschrieben, dass sie

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nach der Wanderung die Erkenntnis hatte, wenn sie

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mit Freunden wandern geht oder sich auf einen

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Spaziergang trifft, dann nimmt sie die Natur nicht

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so intensiv wahr, wie ihr ihr das auf

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dem Spaziergang gelungen ist.

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Klar, das spielt natürlich rein, sie ist zu

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diesem Spaziergang gegangen mit einer gewissen Erwartungshaltung auf

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Achtsamkeit, Naturerlebnis und dementsprechend unbewusst darauf

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fokussiert das zu machen, aber sie war auch

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mit einer Freundin da und sie hätte also

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die Möglichkeit grundsätzlich gehabt, sich mit ihr zu

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unterhalten über den Alltag, was passiert ist in

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der letzten Zeit, was als nächstes ansteht, was

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die Kinder machen, was in der Weltpolitik passiert

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und wenn man so spazieren geht und sich

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unterhält, ist das natürlich völlig normal, dass man

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in diesem Gespräch versinkt.

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Das ist auch völlig in Ordnung, da ist

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nichts dagegen zu sagen, das ist eigentlich eine

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wunderschöne Sache, ich finde das machen Menschen viel

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zu selten, einfach spazieren gehen und sich unterhalten.

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Bei einem achtsamen Spaziergang geht es aber tatsächlich

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um etwas anderes, da geht es nicht um

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den Austausch an sich, über Alltagsthemen zueinander, da

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geht es um die Achtsamkeit, um die Natur,

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um einen herum und das kann man alleine

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machen, das kann man aber auch natürlich angeleitet

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machen mit jemandem, der das gut anleiten kann,

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der einem hier Impulse gibt, wo kann man

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drauf achten, was kann man jetzt vielleicht auch,

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ja ich sag mal, eine kleine Übung machen

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an der Stelle, wie kann man besser eintauchen

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in die Natur und dann nimmt man eben

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auch wirklich die Natur wahr und versinkt gar

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nicht so schnell in diese Alltagsgespräche.

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Man läuft in dem Moment auch nicht Gefahr,

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sich in so einer Negativitätsspirale im Gespräch zu

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verfangen, wie es leider manchen Menschen ja auch

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immer mal passiert, dass sie dann so spazieren

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sind und dann reden sie und ach, das

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Ganze wird immer emotionaler und immer, immer, immer

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bedrückender und das passiert einem, wenn man einfach

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achtsam in der Natur unterwegs ist und sich

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oft mal auf seine Sinne konzentriert, dann passiert

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einem das nicht so leicht.

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Wie gehe ich bei so einem Spaziergang eigentlich

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vor, was erwartet einen, wenn man mit mir

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zu so einem Spaziergang geht?

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Naja, ich bringe die Teilnehmer und Teilnehmerinnen von

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meinen Kursen, nenne ich es jetzt mal, ich

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bringe die erstmal in die Natur.

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Wir starten irgendwo logischerweise im urbanen Raum, ja

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nicht logischerweise, wir starten im urbanen Raum irgendwo,

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wo die Leute hinkommen, wo man sich erstmal

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trifft, wo noch Häuser sind, wo noch menschliche

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Umgebung ist und dann gehen wir in die

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Natur.

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Und da finde ich immer, da suche ich

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natürlich vor dem Spaziergang, vor dem Wandering, suche

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ich da eine schöne Schwelle, wie ich das

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nenne, eine Schwelle zwischen, jetzt unterhalten wir uns

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noch, jetzt lernen wir uns kennen und jetzt

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tauchen wir ein in die Natur.

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Und mit diesem Eintauchen geht immer eine Einladung

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hinterher, einher, eine Einladung dazu, sich jetzt nicht

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mehr zu unterhalten, sondern mehr in Stille spazieren

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zu gehen.

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Das heißt nicht, wenn man zu so einem

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Kurs kommt, dass man dann die ganze Zeit

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mit einem Schweigegelübde herumläuft.

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Es geht eher von Etappe zu Etappe, von

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Übung zu Übung, von Ort zu Ort und

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zwischen den Orten gibt es dann den Raum

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zum Austausch, wo man sich wieder noch mal

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darüber unterhalten kann, was habe ich denn wahrgenommen,

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was habe ich gesehen, was ist mir aufgefallen,

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was war besonders.

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So läuft eine Resilienzwanderung mit mir ungefähr ab

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und was ich jetzt versuchen will, ist so

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ein bisschen ein Experiment.

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Ich will euch jetzt tatsächlich hier gerne mit

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durch den Wald gehen.

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Ich bin hier bei Dresden am Schloss Nöthnitz,

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bzw.

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ein bisschen unterhalb vom Schloss Nöthnitz gibt es

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einen wunderschönen Bachgrund.

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Vielleicht hört ihr im Hintergrund auch das Rauschen

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jetzt.

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Weiß ich gar nicht, ob ihr das jetzt

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hört.

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Hier plätschert so ein bisschen Wasser, die Vögel

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zwitschern und es ist relativ ruhig hier, wenn

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nicht gerade jemand oben einen Laubbläser anhat, aber

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wenn, dann ist es eben so.

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Das ist ein wunderschöner kleiner Grund hier, kann

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man sehr schön spazieren gehen und ich möchte

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euch jetzt hier so ein bisschen mit auf

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so eine achtsame Wanderung nehmen, so einen achtsamen

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Spaziergang nehmen.

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Der wird jetzt natürlich für mich nicht ganz

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so achtsam, weil ich nebenbei einen Podcast aufzeichne.

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Das ist ganz klar als Disclaimer.

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Ich zeichne nebenbei den Podcast auf, lasse euch

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so ein bisschen daran teilhaben, erzähle so ein

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bisschen, was ich hier sehe.

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Wie geht es aber eigentlich los für so

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eine Wanderung?

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Ich suche mir, wie gesagt, eine Schwelle, einen

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Ort, wo ich sage, ab hier geht es

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los.

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Und der ist jetzt tatsächlich hier gefunden.

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Und was ich zum Einstieg besonders gern mache

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eigentlich, ist erst mal reinspüren.

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Ich mache das sehr gerne einfach mit einer

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ganz einfachen Atemübung, lasse meine Teilnehmer sich ein

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bisschen aufstellen.

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Ich empfehle tatsächlich bei der Übung dann die

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Augen so ein bisschen zu fließen.

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Warum?

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Weil der Sehsinn ist eigentlich der Sinn, mit

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dem wir bewusst am meisten unterwegs sind.

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Und den erst mal zu deaktivieren und auszublenden,

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indem wir die Augen fließen und uns einfach

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nur hauptsächlich auf das Gehör und auf unsere

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Innenwahrnehmung zu konzentrieren.

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Das hilft deutlich, auch runterzukommen und uns nur

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wild in der Gegend herum zu gucken.

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Deshalb an der Schwelle erst mal wirklich tief

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atmen.

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Richtig tief einatmen.

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So bis vier, fünf, sechs zählen.

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Und dann durch den Mund wieder richtig langsam

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ausatmen.

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Auch wieder bis sechs zählen.

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Das macht man einfach so für ein, zwei

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Minuten.

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Dieses tiefe Atmen.

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Und einfach nur mal so wahrnehmen, was hört

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man gerade.

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Es ist vielleicht gerade tatsächlich total still.

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Das mache ich jetzt einfach und lasse euch

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hier tatsächlich mal zwei Minuten mitten im Podcast

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einfach nur das Mikro offen für das, was

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ihr vielleicht hört.

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Und dann so nach diesen ungefähr zwei Minuten

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darf man auch wieder zurückkommen.

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Zurück bis hier und jetzt, die Augen öffnen,

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erst mal das Licht wieder wahrnehmen, sich wieder

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orientieren, in sich rein spüren und auch erst

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mal wieder fühlen, Hey, wo bin ich jetzt

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gerade?

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Was hat sich für mich verändert?

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Ich kann aus Erfahrung sagen, die meisten Tiny

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-Mis lächeln bei dieser Übung.

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Schließen die Augen und die hören und irgendwann

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fangen die an zu lächeln, weil sie etwas

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gefunden haben, was sie gerne hören.

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Und im Grunde ist diese Übung zwei Dinge.

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In einem ist es das Ankommen im Wald

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und es ist gleichzeitig auch eine Hörübung, wo

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man erst mal sich auf sein Gehör verlässt

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und mit seinem Gehör eintaucht.

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Und jetzt gehe ich mit euch einfach mal

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los und jetzt verlasse ich mich natürlich wieder

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stark auf meinen Sehsinn zu schauen, was ist

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hier, was gibt es hier im Wald, was

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kann ich hier erkennen.

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Ich sehe auf meiner rechten Seite ist der

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Bach.

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Ich sehe jetzt hier nur von der Ferne,

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da blüht irgendwas weiß unten, ich weiß es

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nicht genau, ich kann es von hier nicht

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erkennen, aber der schlängelt sich hier so ein

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kleines bisschen lang.

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Das ist hier so eine Art Flutauffangbecken, das

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ist total grün überwuchert mit Gräsern und Kräutern.

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Da stehen richtig lange große Weiden drin, wenn

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ich das richtig sehe von den Blättern hier.

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Das sind Weiden, die so richtig hochgewachsen sind,

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also bestimmt 20, 30 Meter hochgewachsen sind.

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Ich muss dabei tatsächlich so ein bisschen daran

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denken, ja, so sehen Weiden aus, wenn man

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ihnen nicht ständig die Äste abschneidet und sie

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neu ausschlagen müssen.

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So können die hochwachsen.

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Ich sehe, dass hier an den Bäumen auch

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Fledermauskästen eingebracht sind, das heißt hier gibt es

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Fledermäuse, das weiß ich auch so, weil ich

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ja auch manchmal abends bin, dann flattern die

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hier so rum, die sind ja total so

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rumflatternd.

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Und es ist relativ dunkel jetzt schon.

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Wie gesagt, es ist Anfang Mai, wo ich

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hier unterwegs bin und jetzt haben die Buchen

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ihre Blätter bekommen, die großen Altbuchen haben ihre

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Blätter bekommen und hier unten ist es fattig,

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angenehm kühl.

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An ein paar wenigen Stellen fällt jetzt so

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die Morgensonne hier durch, das ist so richtig

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schön, gerade auch wenn man jetzt so in

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die Blätter reinschaut, das ist so ein ganz

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weiches, sanftes Licht, so ein bisschen grün.

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Grün ist auch so grünliches, weiches, sanftes Licht.

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Es ist total schön, sich das hier einfach

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auch anzuschauen, hier lang zu laufen.

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Der Bach schlängelt sich, wie gesagt, da unten

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lang, ich laufe dabei langsam weiter.

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Ich laufe so ein bisschen in den Vögeln.

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Immer wieder mal plätschert so ein bisschen das

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Wasser, aber das ist jetzt ein ganzes Stück

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weg hier vom Weg.

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Jetzt komme ich hier unter Eichen lang.

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Es sind sehr viele Laubbäume hier, es sind

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de facto keine nadelige Hölzer, da vorne stand

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mal eine Lerche, aber ansonsten ist das hier

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ein reiner Laubwald, ganz viele verschiedene Laubarten, ich

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sehe eine Esche, ich sehe viele Eichen, ich

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sehe Erlen.

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Im Unterholz sind hier Holunderbäumchen, Holunderbüsche, Ahorn,

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Sträucher, ganz viele.

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Aber die Buche dominiert jetzt hier, die Buchen

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und die Eichen haben ihre Blätter, wir schützen

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jetzt hier ihr Tal, ihr Unterholz, bewahren das

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vor der Austrocknung.

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Und so gehe ich jetzt hier lang, vielleicht

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so 30 Meter vor mir, da ist ein

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Vogel, der jetzt gerade über den Weg hüpft

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und vorsichtig guckt, jetzt komme ich näher, dann

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ist er unter seiner Fluchtdistanz und zack, ist

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er weg.

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So ist das hier im Wald.

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Aber ich habe nicht nur einen Sehsinn, ich

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kann auch andere Dinge tun, ich habe zum

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Beispiel auch einen Tastsinn.

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Mit dem Tastsinn kann ich jetzt hier einfach

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mal an so einem Baum rangehen, das ist

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eine Buche, die ist nicht ganz so alt,

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die ist nicht so dick, mit zwei Händen

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fast umfassen.

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Und ich schließe so ein bisschen meine Augen

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einfach mal und streiche mal so über die

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Rinde.

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Ich habe das vorhin gesehen, die Rinde ist

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relativ uneben, also Buchen kennt man ja eigentlich

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an dieser ganz glatten Rinde.

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Die Buche steht aber jetzt hier direkt am

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Wegesrand und man sieht das, wenn man schaut,

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sieht man eben, dass die, hier sind immer

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so die kleinen Ästchen von der Buche, die

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sind halt abgeschnitten worden, damit die nicht in

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den Weg reinwachsen.

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Und an den Stellen sind Narben zurückgeblieben und

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die kann man mal versuchen zum Beispiel mit

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dem Finger zu spüren, wie die sich einfühlen.

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Und das ist diese glatte Buchenrinde und die

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schließt sich um und das alte Astloch drumherum.

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Und wenn man das so ein bisschen betastet,

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merkt man so ein kleiner Ring und der

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Ring da drin, der ist relativ weich und

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ein bisschen feucht unter der äußeren Rinde.

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Und dann in der Mitte gibt es ein

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kleines tiefes Loch, wo ich jetzt hier mit

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dem Finger kaum reinkomme.

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So spürt man die Schichten von dem Baum,

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ganz unten ist das Holz, da drumherum ist

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die lebendige Schicht, die wachsende Schicht des Baumes,

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die weiter wächst, die versucht diese Wunde wieder

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zu schließen.

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Und außen drumherum ist die alte Haut, die

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Schutzhaut, die Außenhülle des Baumes.

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Das ist bei Bäumen nicht anders als bei

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uns Menschen.

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Unsere Haut sind ja eigentlich auch nur abgestorbene

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Hautzellen.

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Und es ist total interessant, diesen Baum hier

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einfach mal so ein bisschen abzutasten und zu

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befühlen.

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Das ist eine Sache, die man machen kann

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oder man kann sich eben einfach mal hinsetzen

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zum Beispiel.

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Jetzt nehme ich mir hier so eine alte

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Buchecker, die ist jetzt schon ganz schön eingemodert.

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Dann kann ich die auch mal nehmen, kann

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die einfach mal mit meinen Fingern betasten, fühlen.

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Da sind so lauter ganz kleine Stacheln dran,

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die jetzt nicht mehr wehtun, weil die halt

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schon alt ist und schon deutlich über ein

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Jahr alt ist.

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Da wächst schon Wurst drin.

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Die kann man einfach dann zum Beispiel mal

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betasten, wirklich mal sich anschauen.

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Jetzt auch einfach vielleicht dann auch den Fokus

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wieder mal auf den Blick wenden, die sich

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genau anschaut.

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Und gucken, okay, was ist denn da eigentlich.

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Ja, da ist Erde drin inzwischen, weil die

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schon halt im Infrarottenbegriffen ist.

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Da wächst ein bisschen Wurst drin, aber man

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erkennt sie noch von ihrer Form.

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Hinten ist noch der feste Stiel, mit dem

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sie mal fest war am Baum.

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Das ist eine Buchecker, die kann man sich

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dann einfach betrachten, befühlen und an der kann

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man auch gut riechen.

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Ja, die riecht ehrlich, weil wie gesagt, sie

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ist schon ein bisschen alt und dementsprechend kann

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man da auch ganz gut dran riechen.

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Ich bin jetzt hier gar nicht so weit

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weg vom Bach und deshalb gehe ich jetzt

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auch mal runter noch an den Bach, weil

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am Bach kann man natürlich auch wieder nochmal

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andere Sachen wahrnehmen.

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Ich muss hier so ein kleines Stückchen runterlaufen.

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Ich sehe schon, hier unten ist es dann

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relativ schlammig.

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Ich muss ein bisschen aufpassen, dass ich nicht

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in die kleinen Bäumchen niedertrete.

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Aber man kann jetzt hier einfach mal an

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den Bach auch rangehen.

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Und dann kann man mal zum Beispiel, das

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mache ich jetzt mal, ich setze mich jetzt

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erstmal hier noch ein Stück weg vom Bach

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hin und nehme mir mal eine Hand Weiderde

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in die Hand und ich gucke mir, wie

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die aussieht.

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Die ist ganz lose, locker, halt wie Kompost

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an der Stelle.

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Da sind noch ganze Blätter oben drauf und

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unten drunter ist dann gleich so eine humose

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Schicht mit kleinen Stückchen verschiedenen Samen, Samenstandresten,

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Blütenresten, Blätteresten.

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Wenn man da rein riecht, es riecht wie

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Kompost, es riecht so ein bisschen pilzig auch.

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Total schön, riecht ganz einfach so zwischen der

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Hand.

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Und dann kann man sich einfach mal den

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Spaß machen und geht jetzt eben ein Stück

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weiter.

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So wie man das eben gerade mag, geht

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man einfach mal an den Bach ran, geht

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hier ganz gut, ist nicht übermäßig schlammig, also

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schon feucht, aber nicht übermäßig schlammig.

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Und dann kann man sich mal so ein

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bisschen Uferschlamm nehmen, der fühlt sich natürlich ganz

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anders an.

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Das ist glitschig, das ist kalt, da ist

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nicht diese bröselige humose Struktur vom Waldboden.

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Und der riecht auch ganz anders, das kann

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ich gar nicht beschreiben.

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Der riecht eigentlich hier an der Stelle nach

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gar nichts.

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Der hat keinen ausgeprägten Geruch, der ist nicht

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modrig, nicht faulig, wie ich jetzt fast erwartet

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hätte, sondern ganz neutral.

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Es ist jetzt kein richtiges Fließgewässer hier, das

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fließt ganz langsam das Wasser, aber es ist

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sehr klar.

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Man kann bis zum Boden sehen, das ist

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nicht besonders tief.

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Und so kann man das eben wahrnehmen, mit

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den Fingern, beim Riechen.

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Und in den allermeisten Fällen findet man im

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Wald dann auch Wildkräuter, die man kosten kann.

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Hierbei ist natürlich so ein bisschen der kleine

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Hinweis an der Stelle, bitte steckt euch nicht

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alles in den Mund, was grün ist.

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Weil wenn ich mich jetzt hier umschaue, ich

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sehe das Schaboxkraut zum Beispiel am Boden.

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Das ist ganz zeitig im Frühjahr, wenn es

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noch kalt ist, bevor es geblüht hat, tatsächlich

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essbar.

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Jetzt hat es aber geblüht, und mit der

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Blüte kommen aus der Wurzel Giftstoffe in die

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Blätter.

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Und die sind nie so gut für unseren

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Magen.

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Dasselbe gilt für den Efeu, der hier einen

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alten, abgestorbenen Baum umrankt.

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Der ist auch giftig, darf man auch nicht

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essen.

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Aber da drüben wächst zum Beispiel eine Vogelmiere,

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die kann man zum Beispiel essen, wenn man

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das möchte.

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Da komme ich nicht ran, da ist zu

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viel Sumpf dazwischen.

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Da kann ich das jetzt gerade nicht machen.

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Und was ich so im Wald auf jeden

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Fall ganz stark empfehlen kann, ist die Schuhe

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ausziehen.

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Die Schuhe ausziehen, weil damit kann man automatisch

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viel, viel bewusster laufen.

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Und man hat eine permanente haptische Erfahrung.

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Man muss gar nicht erst an die Bäume

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rangehen oder an die Dinge rangehen und sich

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anfassen.

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Man hat die ganze Zeit haptischen Input über

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die Füße.

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Und das ist etwas ganz anderes, ob ich

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mit Schuhen hier über den Waldboden laufe, oder

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ob ich keine Schuhe anhabe.

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Ich bin barfuß unterwegs, wenn ich jetzt barfuß

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hier langlaufe, ich merke total diesen Unterschied.

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Hier liegen gerade viele Bucheckern, das ist so

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ein bisschen kieksig.

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Unten warger Laub, das ist super weich.

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Und diese grümelige humose Schicht, die spürt man

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eben an der Stelle auch ganz anders.

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Dann hat man den kühlen Schlamm am Bachufer.

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Der fühlt sich auch wieder anders an, an

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den Füßen.

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Man hat dadurch eine ganz andere sensorische Erfahrung

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an der Stelle.

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Kann ich jedem nur empfehlen, das mal zu

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machen.

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Gerade wenn man auf einem Waldweg unterwegs ist,

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der jetzt nicht irgendwie geschottert ist, weil es

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eigentlich so eine Forststraße ist.

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Ja, das war es jetzt eigentlich im Schnelldurchlauf.

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Ich möchte euch jetzt eigentlich keine ganze Wanderung

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in dieser Folge hier mitgeben.

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Das dauert einfach zu lange und das ist

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mit Sicherheit für euch auch langweilig.

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Wenn nicht, schreibt es mir bitte, dann kann

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ich auch mal schauen, ob ich einfach mal

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so eine komplette Wanderung mit euch in den

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Podcast mache.

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Aber ich hoffe, dass ich so trotzdem ein

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bisschen einen Eindruck geben kann, wie ist es

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eigentlich, achtsam zu wandern.

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Der wichtige Aspekt, der hier glaube ich gerade

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noch fehlt, den ich euch gerne noch mitbringen

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möchte, ist, bei einer achtsamen Wanderung geht es

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nicht darum, Strecke zu machen, ein weit entferntes

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Ziel zu erreichen oder besonders schnell zu sein,

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sondern sich dem Tempo der Natur anzunähern und

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mit seinem eigenen Tempo auch das Tempo der

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Mitwandernden zu respektieren.

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Eine achtsame Wanderung ist immer so schnell wie

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der langsamste Wanderer in der Gruppe.

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Das ist ganz wichtig.

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Dadurch entsteht eine gewisse Harmonie, ein gewisser Gleichklang

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in diesem Spaziergang und dadurch haben alle ein

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schönes Erlebnis.

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So eine Wanderung gehört auch dazu, mal stehen

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zu bleiben, mal zu verharren.

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Und sich einzulassen.

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Und so eine Wanderung gehört unter Umständen auch

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dazu, nicht da anzukommen, wo man geplant hat.

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Vielleicht schafft man es gar nicht bis zum

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geplanten Wendepunkt oder richt einfach vorher ab, geht

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langsam wieder zurück, verbleib lieber an einer anderen

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Stelle, wo es allen gefällt.

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Das ist eine achtsame Wanderung.

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Die ist achtsam mit der Natur, die ist

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achtsam für die eigenen Sinne.

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Ich kann das wie gesagt nur empfehlen.

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Macht das immer mal.

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Geht immer mal raus in die Natur und

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schaut euch an, was ihr entdecken könnt.

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Ich bin jetzt mit meiner Podcastaufzeichnung auf jeden

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Fall am Ende und ich merke, nebenbei Podcast

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aufzeichnen und die ganze Zeit quatschen, das hat

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gar nicht so viel mit Achtsamkeit zu tun.

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Und trotzdem entdecke ich viele kleine Dinge.

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Warum entdecke ich diese vielen kleinen Dinge trotzdem?

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Ich weiß inzwischen, dass sie da sind.

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Ich mache das ganz praktisch.

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Ich hatte ungefähr zwei Jahre für mich selbst.