Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Hängematten
-Perspektive.
Ich bin der Hanjo und ich bin heute
mal nicht im ruhigen, stillen Wäldchen, sondern ich
bin hier in Dresden im Großen Garten.
Ich habe mich hier ein bisschen umgeschaut, weil
ich habe die verrückte Idee, einen Resilienz-Spaziergang
hier zu machen und mit Menschen hier raus
in den Großen Garten zu gehen, hier mal
so ein bisschen rumzulaufen und die Natur zu
entdecken, wahrzunehmen, runterzufahren.
Spannend, natürlich ins Wochenende reinzukommen.
Und da muss ich mir natürlich vorher das
mal angucken.
Ich muss mir angucken, was mache ich jetzt
hier an diesem Ort, was kann ich hier
gut machen, was kann man hier besonders gut
üben, kann man besonders gut wahrnehmen.
Und dabei ist mir eins bewusst geworden, ich
bin hier barfuß über die Wiese gelaufen und
habe mir erst mal das Gelände für mich
so ein bisschen abgescannt.
Was sehe ich hier, was erwartet hier die
Menschen, die mit mir auf diesen Spaziergang dann
gehen, was wird die dann hier erwarten.
Und eins vorweg, ich bin mir total sicher,
dass das hier ein total toller Ort für
so einen Resilienz-Spaziergang wird, weil der Große
Garten, auch wenn es ein Stadtpark ist und
bleibt, bietet ja doch durch seine große Fläche
und durch seine Strukturvielfalt etwas fürs Achtsamkeitstraining.
Man findet hier zwei Dinge, man findet einerseits
große offene Flächen.
Ich gehe jetzt hier wieder so ein Stück
spazieren, ich hatte mich eben so ein bisschen
niedergelassen unter einer großen Kastanie, die steht gerade
so voll in der Blüte und jetzt gehe
ich wieder langsam hier so über die Wiese
drüber und wenn man so oft in so
einer Wiese drauf steht, dann kann man sich
einfach in alle Richtungen umschauen.
Das ist jetzt so eine Frühlingswiese und es
ist rundherum erst mal grün und weit und
wenn man nach oben schaut, es ist heute
jetzt auch richtig schönes Wetter, es ist eine
ganz tolle Wolkenkulisse, ganz wilde, große, aufgebauschte, weiße
Wolken, ganz toll und man hat so eine
richtige Weite, man kann so richtig mal schweifen
lassen, rumschauen, was ist hier, einfach ein bisschen
weit fühlen, sich so ein bisschen öffnen und
dann kann man was anderes tun, man kann
eben auch reinzoomen.
Es gibt hier ganz viele so kleine Inseln
mit Bäumen, ich mag es nicht Wald nennen,
weil ein richtiger Wald ist, dafür ist es
nicht zusammenhängend genug, aber so ganz viele kleine
Inseln mit Bäumen, die auch relativ divers und
durchmischt sind.
Wenn ich jetzt hier einfach mal gucke, was
kann ich an Bäumen erkennen, ich erkenne da
irgendwo eine Linde, ich erkenne einen Ahorn, ich
erkenne eine Kastanie, eine Eiche, eine Kiefer, Buchen,
Rotbuchen auch, große Bäume, kleine Bäume kann man
erkennen, es sind so ganz viele, relativ dicht
bewachsen auch, so dicht, dass man da jetzt
auch nicht mal durchlaufen kann, und da kann
man auch rangehen, kann sich ganz viele Strukturen
holen und sich das auch aus der Nähe
heranschauen, also man kann in die Weite schauen,
man kann in die Nähe gehen und reinzoomen
durch diese Waldgebiete, in die Waldgebiete, in die
man rangeht, in die Wäldchen, in die Baumarten,
wie auch immer man es nennen will, oder
man kann sich einfach auf die Wiese setzen
und einfach mal Grashalme zupfen und sich Grashalme
anschauen, oder Blüten oder Waldkräuter, die hier erwachsen
auf der Wiese, es gibt unglaublich viele Möglichkeiten.
Hier sieht man irgendwie einen Bach, hier ist
ein Bach, da kann man gerade langlaufen, das
sind zum Beispiel so kleine Höhlengänger, die hat
irgendwer versucht Höhlen zu graben, vielleicht Kaninchen, weiß
ich nicht, wahrscheinlich, und im Hintergrund hört ihr
jetzt wahrscheinlich auch kräftig das Martinshorn, das ist
ein Rettungswagen und das ist bei dieser ganzen
Vielfalt, auf die man sich einlassen kann, das
ist das, was mir am Anfang als allererstes
aufgefallen ist, es ist laut, ja klar, man
hat hier eine Sirene im Hintergrund, man hat
Verkehrsrauschen im Hintergrund, da fährt die Straßenbahn, da
läuft ein Wälderhund vorbei, das ist kein leiser
Ort, es ist ein Ort mitten in der
Stadt, pulsiert die menschliche Natur, das kann man
jetzt nicht so für anders sagen an der
Stelle, und das macht diesen Ort aber aus,
weil in diesem Ort kann man sich nicht
einigeln und sagen, oh, ist alles gut, ist
alles still, Natur ist heile, kann man hier
nicht machen, ist hier nicht, muss man nicht,
soll man nicht, ist ja auch nicht Sinn
und Zweck von Achtsamkeit, ist nicht Sinn und
Zweck von Resilienz, es ist nicht das Ausblenden,
Ignorieren von Tatsachen, sondern es ist der Umgang
damit, das ist das Wichtige, worum es bei
Resilienz geht, worum es bei Achtsamkeit geht, gerade
bei Achtsamkeit in der Natur, Achtsamkeit in der
Gegenwart, es geht darum, sich zu fokussieren, um
hier und jetzt zu sein und für sich
selber zu erkennen, was ist denn jetzt gerade
wichtig für mich.
Und wenn man das macht, dann wird man
wahrscheinlich klügerweise für sich recht schnell feststellen, wenn
ich mich jetzt auf diese Autos konzentriere und
wie schrecklich doch Verkehrslärm ist, dann wird der
mir meine komplette Achtsamkeitserfahrung kaputt machen.
Wenn ich aber sage, ich nehme das jetzt
einfach mal hin, weil die Autofahrer da, die
fahren da halt mit ihrem Auto, die sind
einfach nur da und die machen ihr Autofahrding
und denen ist es auch egal, ob ich
hier gerade über die Wiese laufe, an einem
Baum lehne, mich hinlege und in die Wolken
gucke, um mich zu entspannen, die machen ihr
Ding und genau so darf ich auch mein
Ding machen und die dürfen mir egal sein.
Und was ich dafür in der Natur praktiziere
und übe und euch gerne an die Hand
geben will, ist die Empfehlung, wenn euch der
Verkehrslärm stört, dann konzentriert euch auf etwas anderes.
Konzentriert euch auf eure Sinne, konzentriert euch zum
Beispiel auf euren Sehsinn, versucht einfach erst mal
dieses große, weite Gelände, was hier vor euch
liegt, abzuscannen, ob da irgendwas ist, was euch
anspricht, was euch interessiert, was euch neugierig macht.
Ich laufe zum Beispiel gerade über diese Wiese
und die ist ganz typisch, die ist grün,
da sind Gräser, da sind gelbe Blümchen, weiße
Blümchen, blaue Blümchen und dann stehen hier mitten
auf der Wiese stehen drei Trüffel mit weißen
Narzissen.
Und in so einem Moment findet man einfach
so einen Ort und denkt sich, hey, wie
kommen die denn jetzt hierher?
Wo kommen hier mitten auf so einer Wiese,
Anfang Mai, weiße Narzissen her?
Und wenn man das schafft, so einen Ort
zu bringen und auf diese Suche zu gehen,
dann wird der Verkehrslärm im Hintergrund immer unwichtiger.
Der ist noch da, der rauscht noch durch,
der darf auch immer mal da sein.
Aber man findet einfach seinen Fokus woanders.
Wenn man spazieren geht mit jemandem, dann findet
man ihn zum Beispiel im Gespräch.
Wenn man seine Achtsamkeit trainieren will, dann findet
man ihn eben darin, dass man sich etwas
sucht, was einen neugierig macht, was einen interessiert.
Und jetzt gehe ich hier runter in die
Knie zu diesen Narzissen und gucke die mir
an.
Und die sind noch ganz frisch, die sind
noch gar nicht verblüht.
Und ich merke erst mal, was hier noch
drumherum steht.
Das sind hohe Gräser, die blühen.
Daneben ist ein Sauerampfer.
Und hier ist noch Wiesenlabkraut und irgendeine Winde
und Kundermann und Ehrenpreis.
Und ich gehe auf die Knie, ich gehe
runter, ich gehe rein in die Natur.
Ich zoome in den Mikromodus rein und sehe
plötzlich einfach, was hier ist.
Und es interessiert mich nicht mehr, was da
hinter mir rauscht.
Das ist Achtsamkeitspraxis.
Das ist etwas, was man ganz bewusst sich
ins Bewusstsein holen darf und ganz bewusst auch
üben darf.
Dieses Konzentrieren auf etwas anderes und das Akzeptieren,
dass da drumherum noch viel mehr da ist.
In dem Moment, wo ich mich jetzt hier
auf dieses kleine Detail vor mir konzentriere, mit
den Blumen, mit den Kräutern, mit den Gräsern,
da ist es mir egal, dass der Verkehrslärm
rauscht.
Da sind mir aber auch die Bäume, die
hinten im Sichtfeld sind, die Wolkenstrukturen am Himmel.
Das ist mir jetzt alles egal, weil ich
mich fokussiere und mich konzentriere auf das, was
direkt vor mir ist.
Und das ist etwas, was man ganz bewusst
tun kann und auch ganz bewusst tut, wenn
man Achtsamkeit üben will.
Und das ist auch etwas, was ins Unterbewusste
übergeht.
Früher oder später, wenn man das regelmäßig praktiziert,
dieses Achtieren und auf Details achten, den Hintergrund
ausblenden, sich nicht mehr auf das, was stört,
zu konzentrieren, sondern auf das, was da ist,
was schön ist, was einen neugierig macht, das
geht irgendwann auch ins Unterbewusste über und das
lärmt unser Gehirn als eine Art Filtermechanismus einzusetzen.
Und das funktioniert dann mit der Zeit immer
einfacher.
Ich kenne das von mir selbst, als ich
angefangen habe, regelmäßig in den Wald rauszugehen und
in die Natur rauszugehen, um mich zu erholen,
um runterzufahren.
Da hat mich unglaublich der Verkehrslärm stört.
Das hat mich sogar sehr lange davon abgehalten,
rauszugehen.
Ich habe mich sehr lange selbst davon abgehalten,
rauszugehen und regelmäßig in der Natur zu sein,
weil ich mir gesagt habe, ich habe doch
hier gar keine Natur.
Hier ist doch überall Verkehrslärm und es sind
doch überall Straßen und es ist doch überall
laut.
Und ich habe aber für mich gelernt, der
Verkehrslärm und die Autos, die sind erstmal nicht
mein Feind.
Ich bin kein Fan von Autos, überhaupt nicht.
Ich bin der festen Meinung, dass wir eine
Mobilitätswende brauchen, dass wir mehr Fußwege brauchen, dass
wir mehr Radstrecken brauchen.
Aber ich muss mich davon nicht zerfressen lassen
und ich kann mich auch auf etwas anderes
konzentrieren.
Ich habe für mich gelernt und für mich
erkannt, wie cool und wie mächtig dafür die
Achtsamkeitspraxis ist, sich auf seine Wahrnehmungen zu konzentrieren
und mit einem starken Wahrnehmungsfokus ins Hier und
Jetzt zu kommen.
Dabei zu akzeptieren, dass da noch mehr ist
um einen herum und auch die Natur
als solche einfach zu genießen, die Natur als
Werkzeug zu nutzen, um diesen Schritt in die
Akzeptanz zu vollziehen.
In dem Sinne lasse ich euch noch ein
paar Sekunden mit dem Geräuschen hier und freue
mich, wenn ihr zur nächsten Folge wieder mit
einschaltet.
Macht's gut, bis dahin, euer Hanjo.