Stadtlärm und Narzissen - Gedanken über das Akzeptieren
Ep. 06

Stadtlärm und Narzissen - Gedanken über das Akzeptieren

Episode description

In dieser Folge der Hängematten-Perspektive geht es um den Kontrast zwischen Naturerleben und Stadtlärm.

Ich nehme dich mit auf einen Spaziergang durch den Großen Garten in Dresden, wo ich einen Ort für einen künftigen Resilienz-Spaziergang erkunde. Dabei spreche ich über Achtsamkeit inmitten von Verkehrslärm, über die Kunst des Fokussierens und die Kraft, die im bewussten Wahrnehmen von Details liegt, wie etwa einer Narzisse mitten auf der Wiese.

Wie immer ist die Folge ungeschnitten und direkt aus der Natur, mit Sirenen, Straßenbahnrauschen und der ganz eigenen Dynamik eines Stadtparks.

Du erfährst, warum Resilienz nicht bedeutet, Lärm auszublenden, sondern bewusst damit umzugehen, und wie dir Natur helfen kann, deinen Fokus neu auszurichten.

Wenn du dir eine kleine Auszeit für den Kopf gönnen willst, bist du hier richtig.

🎧 Jetzt reinhören, zurücklehnen und auftanken.


Gab es einen Moment, der hängen geblieben ist – oder eine Frage, die nachhallt? Ich freue mich über deine Rückmeldung, egal ob lang oder kurz.

Du kannst mir schreiben:

💌 E-Mail an haengematte@hanjo-meinhardt.de
🐘 Mastodon: @waldcoach@dresden.network
💼 oder über LinkedIn

Ich lese mit – und ich antworte.

Vielleicht entsteht daraus ja ein kleiner Waldpfad von Gedanken.

Download transcript (.srt)
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Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Hängematten

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-Perspektive.

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Ich bin der Hanjo und ich bin heute

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mal nicht im ruhigen, stillen Wäldchen, sondern ich

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bin hier in Dresden im Großen Garten.

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Ich habe mich hier ein bisschen umgeschaut, weil

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ich habe die verrückte Idee, einen Resilienz-Spaziergang

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hier zu machen und mit Menschen hier raus

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in den Großen Garten zu gehen, hier mal

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so ein bisschen rumzulaufen und die Natur zu

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entdecken, wahrzunehmen, runterzufahren.

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Spannend, natürlich ins Wochenende reinzukommen.

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Und da muss ich mir natürlich vorher das

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mal angucken.

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Ich muss mir angucken, was mache ich jetzt

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hier an diesem Ort, was kann ich hier

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gut machen, was kann man hier besonders gut

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üben, kann man besonders gut wahrnehmen.

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Und dabei ist mir eins bewusst geworden, ich

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bin hier barfuß über die Wiese gelaufen und

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habe mir erst mal das Gelände für mich

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so ein bisschen abgescannt.

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Was sehe ich hier, was erwartet hier die

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Menschen, die mit mir auf diesen Spaziergang dann

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gehen, was wird die dann hier erwarten.

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Und eins vorweg, ich bin mir total sicher,

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dass das hier ein total toller Ort für

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so einen Resilienz-Spaziergang wird, weil der Große

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Garten, auch wenn es ein Stadtpark ist und

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bleibt, bietet ja doch durch seine große Fläche

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und durch seine Strukturvielfalt etwas fürs Achtsamkeitstraining.

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Man findet hier zwei Dinge, man findet einerseits

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große offene Flächen.

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Ich gehe jetzt hier wieder so ein Stück

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spazieren, ich hatte mich eben so ein bisschen

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niedergelassen unter einer großen Kastanie, die steht gerade

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so voll in der Blüte und jetzt gehe

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ich wieder langsam hier so über die Wiese

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drüber und wenn man so oft in so

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einer Wiese drauf steht, dann kann man sich

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einfach in alle Richtungen umschauen.

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Das ist jetzt so eine Frühlingswiese und es

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ist rundherum erst mal grün und weit und

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wenn man nach oben schaut, es ist heute

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jetzt auch richtig schönes Wetter, es ist eine

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ganz tolle Wolkenkulisse, ganz wilde, große, aufgebauschte, weiße

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Wolken, ganz toll und man hat so eine

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richtige Weite, man kann so richtig mal schweifen

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lassen, rumschauen, was ist hier, einfach ein bisschen

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weit fühlen, sich so ein bisschen öffnen und

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dann kann man was anderes tun, man kann

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eben auch reinzoomen.

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Es gibt hier ganz viele so kleine Inseln

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mit Bäumen, ich mag es nicht Wald nennen,

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weil ein richtiger Wald ist, dafür ist es

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nicht zusammenhängend genug, aber so ganz viele kleine

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Inseln mit Bäumen, die auch relativ divers und

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durchmischt sind.

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Wenn ich jetzt hier einfach mal gucke, was

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kann ich an Bäumen erkennen, ich erkenne da

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irgendwo eine Linde, ich erkenne einen Ahorn, ich

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erkenne eine Kastanie, eine Eiche, eine Kiefer, Buchen,

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Rotbuchen auch, große Bäume, kleine Bäume kann man

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erkennen, es sind so ganz viele, relativ dicht

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bewachsen auch, so dicht, dass man da jetzt

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auch nicht mal durchlaufen kann, und da kann

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man auch rangehen, kann sich ganz viele Strukturen

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holen und sich das auch aus der Nähe

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heranschauen, also man kann in die Weite schauen,

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man kann in die Nähe gehen und reinzoomen

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durch diese Waldgebiete, in die Waldgebiete, in die

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man rangeht, in die Wäldchen, in die Baumarten,

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wie auch immer man es nennen will, oder

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man kann sich einfach auf die Wiese setzen

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und einfach mal Grashalme zupfen und sich Grashalme

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anschauen, oder Blüten oder Waldkräuter, die hier erwachsen

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auf der Wiese, es gibt unglaublich viele Möglichkeiten.

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Hier sieht man irgendwie einen Bach, hier ist

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ein Bach, da kann man gerade langlaufen, das

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sind zum Beispiel so kleine Höhlengänger, die hat

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irgendwer versucht Höhlen zu graben, vielleicht Kaninchen, weiß

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ich nicht, wahrscheinlich, und im Hintergrund hört ihr

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jetzt wahrscheinlich auch kräftig das Martinshorn, das ist

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ein Rettungswagen und das ist bei dieser ganzen

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Vielfalt, auf die man sich einlassen kann, das

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ist das, was mir am Anfang als allererstes

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aufgefallen ist, es ist laut, ja klar, man

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hat hier eine Sirene im Hintergrund, man hat

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Verkehrsrauschen im Hintergrund, da fährt die Straßenbahn, da

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läuft ein Wälderhund vorbei, das ist kein leiser

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Ort, es ist ein Ort mitten in der

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Stadt, pulsiert die menschliche Natur, das kann man

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jetzt nicht so für anders sagen an der

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Stelle, und das macht diesen Ort aber aus,

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weil in diesem Ort kann man sich nicht

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einigeln und sagen, oh, ist alles gut, ist

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alles still, Natur ist heile, kann man hier

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nicht machen, ist hier nicht, muss man nicht,

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soll man nicht, ist ja auch nicht Sinn

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und Zweck von Achtsamkeit, ist nicht Sinn und

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Zweck von Resilienz, es ist nicht das Ausblenden,

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Ignorieren von Tatsachen, sondern es ist der Umgang

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damit, das ist das Wichtige, worum es bei

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Resilienz geht, worum es bei Achtsamkeit geht, gerade

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bei Achtsamkeit in der Natur, Achtsamkeit in der

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Gegenwart, es geht darum, sich zu fokussieren, um

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hier und jetzt zu sein und für sich

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selber zu erkennen, was ist denn jetzt gerade

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wichtig für mich.

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Und wenn man das macht, dann wird man

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wahrscheinlich klügerweise für sich recht schnell feststellen, wenn

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ich mich jetzt auf diese Autos konzentriere und

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wie schrecklich doch Verkehrslärm ist, dann wird der

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mir meine komplette Achtsamkeitserfahrung kaputt machen.

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Wenn ich aber sage, ich nehme das jetzt

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einfach mal hin, weil die Autofahrer da, die

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fahren da halt mit ihrem Auto, die sind

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einfach nur da und die machen ihr Autofahrding

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und denen ist es auch egal, ob ich

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hier gerade über die Wiese laufe, an einem

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Baum lehne, mich hinlege und in die Wolken

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gucke, um mich zu entspannen, die machen ihr

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Ding und genau so darf ich auch mein

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Ding machen und die dürfen mir egal sein.

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Und was ich dafür in der Natur praktiziere

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und übe und euch gerne an die Hand

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geben will, ist die Empfehlung, wenn euch der

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Verkehrslärm stört, dann konzentriert euch auf etwas anderes.

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Konzentriert euch auf eure Sinne, konzentriert euch zum

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Beispiel auf euren Sehsinn, versucht einfach erst mal

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dieses große, weite Gelände, was hier vor euch

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liegt, abzuscannen, ob da irgendwas ist, was euch

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anspricht, was euch interessiert, was euch neugierig macht.

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Ich laufe zum Beispiel gerade über diese Wiese

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und die ist ganz typisch, die ist grün,

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da sind Gräser, da sind gelbe Blümchen, weiße

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Blümchen, blaue Blümchen und dann stehen hier mitten

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auf der Wiese stehen drei Trüffel mit weißen

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Narzissen.

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Und in so einem Moment findet man einfach

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so einen Ort und denkt sich, hey, wie

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kommen die denn jetzt hierher?

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Wo kommen hier mitten auf so einer Wiese,

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Anfang Mai, weiße Narzissen her?

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Und wenn man das schafft, so einen Ort

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zu bringen und auf diese Suche zu gehen,

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dann wird der Verkehrslärm im Hintergrund immer unwichtiger.

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Der ist noch da, der rauscht noch durch,

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der darf auch immer mal da sein.

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Aber man findet einfach seinen Fokus woanders.

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Wenn man spazieren geht mit jemandem, dann findet

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man ihn zum Beispiel im Gespräch.

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Wenn man seine Achtsamkeit trainieren will, dann findet

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man ihn eben darin, dass man sich etwas

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sucht, was einen neugierig macht, was einen interessiert.

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Und jetzt gehe ich hier runter in die

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Knie zu diesen Narzissen und gucke die mir

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an.

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Und die sind noch ganz frisch, die sind

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noch gar nicht verblüht.

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Und ich merke erst mal, was hier noch

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drumherum steht.

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Das sind hohe Gräser, die blühen.

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Daneben ist ein Sauerampfer.

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Und hier ist noch Wiesenlabkraut und irgendeine Winde

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und Kundermann und Ehrenpreis.

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Und ich gehe auf die Knie, ich gehe

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runter, ich gehe rein in die Natur.

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Ich zoome in den Mikromodus rein und sehe

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plötzlich einfach, was hier ist.

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Und es interessiert mich nicht mehr, was da

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hinter mir rauscht.

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Das ist Achtsamkeitspraxis.

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Das ist etwas, was man ganz bewusst sich

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ins Bewusstsein holen darf und ganz bewusst auch

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üben darf.

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Dieses Konzentrieren auf etwas anderes und das Akzeptieren,

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dass da drumherum noch viel mehr da ist.

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In dem Moment, wo ich mich jetzt hier

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auf dieses kleine Detail vor mir konzentriere, mit

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den Blumen, mit den Kräutern, mit den Gräsern,

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da ist es mir egal, dass der Verkehrslärm

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rauscht.

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Da sind mir aber auch die Bäume, die

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hinten im Sichtfeld sind, die Wolkenstrukturen am Himmel.

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Das ist mir jetzt alles egal, weil ich

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mich fokussiere und mich konzentriere auf das, was

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direkt vor mir ist.

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Und das ist etwas, was man ganz bewusst

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tun kann und auch ganz bewusst tut, wenn

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man Achtsamkeit üben will.

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Und das ist auch etwas, was ins Unterbewusste

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übergeht.

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Früher oder später, wenn man das regelmäßig praktiziert,

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dieses Achtieren und auf Details achten, den Hintergrund

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ausblenden, sich nicht mehr auf das, was stört,

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zu konzentrieren, sondern auf das, was da ist,

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was schön ist, was einen neugierig macht, das

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geht irgendwann auch ins Unterbewusste über und das

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lärmt unser Gehirn als eine Art Filtermechanismus einzusetzen.

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Und das funktioniert dann mit der Zeit immer

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einfacher.

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Ich kenne das von mir selbst, als ich

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angefangen habe, regelmäßig in den Wald rauszugehen und

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in die Natur rauszugehen, um mich zu erholen,

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um runterzufahren.

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Da hat mich unglaublich der Verkehrslärm stört.

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Das hat mich sogar sehr lange davon abgehalten,

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rauszugehen.

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Ich habe mich sehr lange selbst davon abgehalten,

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rauszugehen und regelmäßig in der Natur zu sein,

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weil ich mir gesagt habe, ich habe doch

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hier gar keine Natur.

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Hier ist doch überall Verkehrslärm und es sind

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doch überall Straßen und es ist doch überall

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laut.

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Und ich habe aber für mich gelernt, der

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Verkehrslärm und die Autos, die sind erstmal nicht

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mein Feind.

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Ich bin kein Fan von Autos, überhaupt nicht.

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Ich bin der festen Meinung, dass wir eine

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Mobilitätswende brauchen, dass wir mehr Fußwege brauchen, dass

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wir mehr Radstrecken brauchen.

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Aber ich muss mich davon nicht zerfressen lassen

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und ich kann mich auch auf etwas anderes

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konzentrieren.

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Ich habe für mich gelernt und für mich

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erkannt, wie cool und wie mächtig dafür die

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Achtsamkeitspraxis ist, sich auf seine Wahrnehmungen zu konzentrieren

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und mit einem starken Wahrnehmungsfokus ins Hier und

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Jetzt zu kommen.

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Dabei zu akzeptieren, dass da noch mehr ist

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um einen herum und auch die Natur

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als solche einfach zu genießen, die Natur als

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Werkzeug zu nutzen, um diesen Schritt in die

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Akzeptanz zu vollziehen.

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In dem Sinne lasse ich euch noch ein

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paar Sekunden mit dem Geräuschen hier und freue

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mich, wenn ihr zur nächsten Folge wieder mit

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einschaltet.

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Macht's gut, bis dahin, euer Hanjo.